Reiser: Pinus parvifora, MädchenkieferUnterlage: Pinus sylvestris, Waldkiefer
Du benötigst folgendes Arbeitsmaterial:
- Sehr scharfes Messer! (Okuliermesser)
- Veredelungsband
- Parafilm*
- Wundverschlusspaste
- Borstenpinsel (klein)
- Reiser (Mädchenkiefer)
- Unterlage (Schwarzkiefer)
Bei welchen Sorten kann man das machen?
Diese Methode kannst Du bei fast allen immergrünen Sorten anwenden, mit hervorragenden Einwachschancen.Wichtig: Unterlage und Reiser müssen jung und kräftig sein. Es funktioniert bei allen immergrünen Sorten wie Beispielweise bei Kiefern, Tannen, Fichten, Wacholder, Chamaecyparis, usw.
Ein Beispiel:
Auf einer heimischen Waldkiefer kann man eine Mädchenkiefer, Japanische Schwarzkiefer, Rotkiefer, Schwarzkiefer, Zirbelkiefer und Bergkiefer aufpfropfen. Bei extremen Fällen kann man auf eine Thuja auch einen chinesischen Wacholder pfropfen.
Warum Macht man das?
Ein Vorteil der Veredelung von Bäumen ist, dass bei der Anzucht eines Baumes aus Samen erst einmal viele Jahre vergehen, bis dieser eine gewisse Größe erreicht hat. Beim Veredeln, geht dies viel schneller. Dabei werden zwei Bäume derselben Art zusammengebracht. Da man beim Veredeln nicht immer dieselbe Sorte nehmen muss, ist ebenfalls eine Umveredelung möglich. So entstehen neue Pflanzen, die robuster und besser sind.
Veredelung in der Bonsaizucht hat den Sinn, schwachwüchsige oder empfindliche Bäume, zu kräftigen, widerstandsfähiger zu machen oder zu einem besseren Wuchs zu bewegen bzw. die Eigenschaften oder Stärken von zwei Pflanzen zu kombinieren!
Durch das Veredeln einer Mädchenkiefer auf eine Schwarzkiefer wird diese frostresistenter und kräftiger, außerdem bekommt man in der Regel auch eine kräftigere Nadelfarbe.
Wie sammelt man das Reiser ?
Das Reiser solltest Du von einer möglichst jungen und gesunden Mutterpflanze nehmen. Diese sollten dicke Knospen haben, einjährig sein und sich noch im Ruhestadium befinden. Das Reiser kannst Du zur Not auch ein paar Tage lang in einem normalen Kühlschrank lagern.
Die frisch abgeschnittenen Triebspitzen (Reiser ca. 5 cm lang) wickelst Du dabei vorsichtig in ein nasses Küchentuch ein und steckst das, in eine Plastiktüte. Die Lagerung erfolgt bei 1-2° Grad (maximale Lagerungszeit 1 Monat). Wobei anzumerken ist, dass man die besten Chancen auf Erfolg, immer mit frischen Reiser hat.
Wann macht man das ?
Die optimale Zeit für das Pfropfen ist Anfang April (da beginnt der Baum mit dem Austrieb). Zur Not kann man das auch Ende August machen, wenn der Baum in der Sommerruhephase ist.
Wann sehe ich erste Erfolge ?
Es kann eineinhalb bis zwei Monate dauern, bis Du erste Anzeichen von Wachstum am Reiser erkennst. Lass das Veredelungsband mindestens ein Jahr auf der Veredelungsstelle, um sicherzustellen, dass sich die Unterlage und das Reiser gut Verbunden haben.
Heute zeigt Dir Josef Burschl Schritt für Schritt das Seitenpfropfen einer Mädchenkiefer auf eine Waldkiefer.
1, Hier siehst Du einen frisch geschnittenen Mädchenkiefer Reiser. Das Reiser sollte nicht zu groß sein, ca.5 cm genügt.
2. Das Reiser grün (Nadeln) musst Du mit Veredelungsband umwickeln. (Parafilm*, zur Not kannst Du auch Streifen einer Plastiktüte oder Frischhaltefolie nutzen). Parafilm*, Plastiktüte oder Frischhaltefolie schützen das Reiser vor dem Austrocknen.
3. Am Unterlagen Ast schneidest Du einen flachen leicht schrägen Einschnitt ca. 1.5 cm lang. Die Kambium Schicht muss man dabei durchschneiden.
4. Beim Reiser am unteren Ende schneidest Du einen ebenso 1.5 cm langen Keil. Dann steckst Du das Reiser gerade in den Einschnitt der Unterlage. Wichtig: Das Kambium des Reiser muss sich mit dem Kambium der Unterlage treffen.
5. Den Reis befestigst Du mit normalen Veredelungsband. Wichtig: Nach der Veredelung solltest Du den Bonsai an einem schattigen Platz stellen. Das Reiser darf in keinem Fall direkter Sonnenstrahlung ausgesetzt werden, sonst vertrocknet dieser!
6. Eingewachsener Reiser, das Schutzband kann man entfernen. Die heutzutage verwendeten Veredelungsbänder werden mit der Zeit spröde und zerfallen von selbst (nicht UV-Licht beständig). Das Reiser kann durch den weichen Parafilm* durchwachsen (Plastiktüte bzw. Frischhaltefolie sollte man jedoch in regelmäßigen Abständen ersetzen, da hier das Reiser nicht durchwachsen kann).
6/2. Eingewachsener Reiser.
7. Bei älteren und dickeren Unterlagen musst Du zuerst die grobe äußere Rinde entfernen. Wichtig: bei dicker Rinde musst Du die Kambium Schicht auch durchschneiden (also tief genug schneiden)
8. Bei der großen Schnittstelle steckst Du das Reiser schräg hinein (ca. 30° Grad). So hat das Reiser mehr Chancen sich mit dem Kambium der Unterlage zu verbinden.
9. Nach dem Befestigen des Reisers verschließt Du noch vorhandene Löcher oder Spalten mit einer Wundverschlusspaste um das Eindringen von Fremdkörpern oder Wasser zu vermeiden. Das machst Du am besten mit einem kleinen Borstenpinsel.
10. Hier siehst Du einen eingewachsene Mädchenkiefer Reiser auf einem dicken Schwarzkieferast.






Wie Du siehst, ist das Veredeln gar nicht so schwer und benötigt nicht sehr viel Zeit,
Ich rate Dir dennoch diese Technik an ein paar abgeschnittenen Ästen bzw. Zweigen zu üben, um praktische Erfahrungen zu sammeln und ein Gespür mit dem Umgang des Messers zu bekommen.
* Parafilm ist eine dehnbare, weißlich durchscheinende Verschlussfolie, aus etwa 50:50 – Paraffin-Wachs
und Polyolefin (Polyethylen) und verhindert Verdunstung.
Aufbau von einem Stamm:




Siehe auch




