Reiser: Pinus parvifora, MädchenkieferUnterlage: Pinus sylvestris, Waldkiefer
DU BENÖTIGST FOLGENDES ARBEITSMATERIAL:
- Sehr scharfes Messer! (Okuliermesser)
- Veredelungsband
- Parafilm*
- Wundverschlusspaste
- Borstenpinsel (klein)
- Reiser (Mädchenkiefer)
- Unterlage (Schwarzkiefer)
BEI WELCHEN SORTEN KANN MAN DAS MACHEN?
EIN BEISPIEL:
WARUM MACHT MAN DAS?
Ziel der Veredelung in der Bonsaizüchtung ist es, schwach wachsende oder empfindliche Bäume kräftiger, widerstandsfähiger oder besser wachsen zu lassen oder die Eigenschaften oder Stärken von zwei Pflanzen zu kombinieren!
Durch die Veredelung einer Mädchenkiefer auf eine Schwarzkiefer wird diese frostresistenter und kräftiger, außerdem erhält man in der Regel eine kräftigere Nadelfarbe.
WIE SAMMELT MAN DAS REISER?
Dazu wickelst Du die frisch geschnittenen Triebspitzen (Reiser ca. 5 cm lang) vorsichtig in ein feuchtes Küchentuch und steckst das Ganze in eine Plastiktüte. Die Lagerung erfolgt bei 1-2°C (maximale Lagerdauer 1 Monat). Die besten Erfolgsaussichten hat man mit frischen Reisern.
WANN MACHT MAN DAS?
WANN SEHE ICH ERSTE ERFOLGE?
HEUTE ZEIGT DIR JOSEF BURSCHL SCHRITT FÜR SCHRITT DAS SEITENPFROPFEN EINER MÄDCHENKIEFER AUF EINE WALDKIEFER.
1, Hier siehst du einen frisch geschnittenen Mädchenkiefer Reiser. Der Reiser sollte nicht zu groß sein, ca. 5 cm genügen.
2. Das Reisergrün (Nadeln) muss mit Veredelungsband umwickelt werden. (Parafilm*, notfalls auch Streifen einer Plastiktüte oder Frischhaltefolie). Parafilm*, Plastiktüte oder Frischhaltefolie schützen das Reiser vor dem Austrocknen.
3. Am Unterlageast einen flachen, leicht schrägen Schnitt von ca. 1,5 cm Länge ausführen. Die Kambiumschicht muss dabei durchtrennt werden.
4. Am unteren Ende des Reisers schneidest Du einen Keil von ebenfalls 1,5 cm Länge. Dann steckst Du den Reiser gerade in den Einschnitt der Unterlage. Wichtig: Das Kambium des Reisers muss auf das Kambium der Unterlage treffen.
5. Befestige den Reis mit normalem Veredelungsband. Wichtig: Nach dem Veredeln solltest Du den Bonsai an einen schattigen Platz stellen. Der Reis darf auf keinen Fall direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden, sonst vertrocknet er!
6. eingewachsenes Edelreis, das Schutzband kann entfernt werden. Die heute verwendeten Veredelungsbänder werden mit der Zeit spröde und zersetzen sich von selbst (nicht UV-beständig). Das Reiser kann durch die weiche Parafolie* durchwachsen (Plastiktüte bzw. Frischhaltefolie muss jedoch regelmäßig ersetzt werden, da das Reiser nicht durchwachsen kann).
6/2 Der Reiser ist eingewachsen.
7. bei älteren und dickeren Unterlagen muss zuerst die äußere grobe Rinde entfernt werden. Wichtig: Bei dicker Rinde muss auch die Kambiumschicht durchtrennt werden (also tief genug schneiden).
8. Bei der großen Schnittstelle steckst Du das Reiser schräg hinein (ca. 30° Grad). So hat das Reiser mehr Chancen sich mit dem Kambium der Unterlage zu verbinden.
9. Nach dem Befestigen des Reisers verschließe noch vorhandene Löcher oder Risse mit einer Wundverschlusspaste, um das Eindringen von Fremdkörpern oder Wasser zu verhindern. Dies geschieht am besten mit einem kleinen Borstenpinsel.
10. Hier sieht man einen eingewachsenen Reiser der Mädchenkiefer an einem dicken Ast der Schwarzkiefer.
3 weitere Bilder von Tannen-, Fichten- und Wacholderreisern.
WIE MAN SIEHT, IST DIE VEREDELUNG GAR NICHT SO SCHWER UND NIMMT AUCH NICHT SO VIEL ZEIT IN ANSPRUCH.
Ich empfehle jedoch, diese Technik an einigen abgeschnittenen Ästen oder Zweigen zu üben, um praktische Erfahrungen zu sammeln und ein Gefühl für die Handhabung des Messers zu bekommen.
* Parafilm ist eine dehnbare, weißlich durchscheinende Verschlussfolie aus etwa 50:50 – Paraffinwachs
und Polyolefin (Polyethylen) und verhindert Verdunstung.
Aufbau eines Stammes: