Bonsai Yamadori sammeln und was dabei zu beachten ist.

Der Begriff YAMADORI kommt aus dem Japanischen und heißt übersetzt, ein GESAMMELTER BAUM aus der Natur. In den letzten 3-4 Jahren hat sich das Sammeln der Bäume aus der Natur, bei den Bonsaienthusiasten mit immer größer werdender Beliebtheit eingebürgert. Ein Bonsailiebhaber der auf sich hält, braucht unbedingt einen Yamadori-Bonsai in seiner Sammlung.

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Jedenfalls ist das eine weit verbreitete Meinung.

Eigentlich ist gegen das Sammeln an sich nichts einzuwenden. Vorausgesetzt man hält in erster Linie die geschriebenen  Regeln des Naturschutzes ein und natürlich auch die ungeschriebenen. Die Achtung und Erlaubnis des Besitzers, auf dessen Grundstück man sammelt, sofern dies möglich ist. Leider ist es meist so,  dass es einige sehr eifrige Sammler gibt, die diese Regeln in keiner Weise beachten

Dazu kommt noch die Unerfahrenheit der ungeübten Yamadorisammler, was natürlich der Pflanze schadet und meist auch den Ruf der Sammler, die unter Beachtung den ungeschriebenen wie auch geschriebenen Regeln sammeln. Die schlechteste Voraussetzung zum Yamadorisammeln ist Unerfahrenheit beim ausgraben und reines Besitzerdenken.

Für Bonsaisammler bei denen dies zutrifft, ist es besser einen Gesammelten Baum zu kaufen. In den letzten Jahren haben sich einige Bonsai-Fachgeschäfte, neben den herkömmlichen Bonsais, auch auf Yamadori Rohmaterialien spezialisiert. Vor allem in Deutschland. Zu beachten beim Kauf eines Yamadori ist, dass man dem Händler darauf vertauen kann, das der Baum auch gut eingewurzelt ist. Leider gibt es auf Grund der Gewinnspannen, auch Scharlatane unter den Händlern, denn eine Yamadorikiefer z.b. braucht mindestens 3 Jahre Pflege bis sie gut eingewurzelt ist.

Laubbäume dagegen kann man nach einem Jahr weitergeben. Aber auch da gibt es Ausnahmen. Da wird schon mal ein Baum gleich nach dem sammeln an den Mann (Frau) gebracht. Begehrte Sammelstücke sind meist einheimische Koniferen, vorzugsweise aus dem Hochgebirge, sowie auch manche Laubbäume wie, Hainbuche, Rotbuche, Eiche, Hartriegel, Weißdorn uswMan könnte natürlich auf Baumschulen hinweisen. Aber leider ist das Baumschulmaterial nicht so ausdrucksstarke wie Bäume aus der Natur. Speziell dann, wenn sie auf extremen Standorten wachsen.

 

Die wichtigsten Sammerregeln!

Bevor man mit dem Sammeln beginnt, sollte man zu Zeiten, wo das Sammeln eben nicht möglich ist, das Sammelgebiet auskundschaften. Dabei kann man schon vorab eine Entscheidung treffen welche Bäume eventuell in Frage kommen und es kommt nicht zu unkontrolliertem ausgraben, als Angstreaktion dass man mit leeren Händen nach Hause gehtDie beste Zeit dafür ist meistens der Früh- oder SpätsommerWann die beste Zeit zum Sammeln ist, kann sehr unterschiedlich sein. Es kommt immer darauf an, welche Spezies man sammelt, Laubbäume kann man im Herbst sammeln.

Dann müssten sie aber im Winter frostfrei stehen. Ausgenommen sind Eichen, die darf man nur im Frühjahr ausgrabenAhorn und Hainbuche kann man im Herbst, ab dem Zeitpunkt des Saftrückzuges (Blattfall) ausgraben und man hat auch eine gute Chance sie durchzubringenBei den Nadelnbäumen reicht der Zeitpunkt des Ausgrabens vom Spätsommer bis ins Frühjahr

Für die Bergkiefer Pinus mugo ist nach Angaben von versierten Sammlern der beste Zeitpunkt September bis OktoberBei der Waldkiefer Pinus sylvestris und Schwarzkiefer, Pinus nigra ist das zeitige Frühjahr am besten geeignetDie meisten Probleme gibt es bei der Lärche. Einige Sammler bevorzugen den Herbst, andere wiederum schwören auf das Frühjahr.

Im Grunde bestimmt den Zeitpunkt des Ausgrabens, bei der Lärche im speziellen, die Seehöhe in der man die Lärche nach dem ernten unterbringtJe höher der Ausgrabungsort der Lärche liegt, also Hochgebirge. Um so wichtiger ist der AusgrabungszeitpunktLebt man im Raume Wien und Umgebung, ist Herbst die beste Zeit. Frühjahr wäre deshalb nicht ratsam, weil man Lärchen so wie Laubbäume erst nach Saftrückzug ausgraben darf um ihr Überleben zu sichern, daher in der Ruhezeit.

Im Frühjahr ist das Ausgraben erst nach der Schneeschmelze möglich. Das kann im Hochgebirge erst im Mai sein. Im Tal ist es zu diesem Zeitpunkt bereits sehr warm, im Hochgebirge dagegen gerade noch Winter. Diesen raschen Temperaturunterschied verkraftet die Lärche meist nicht. Liegt der Wohnort ab 500 m Seehöhe, so kann man auch im Frühjahr Lärchen sammelnAlleine die unterschiedlichen Sammelzeiten und die Physiologie der gesammelten Pflanze zu kennen, erfordert schon einiges an Wissen.

Dazu kommt, was man alles beim Ausgraben beachten muss. Grundsätzlich ist es für das Überleben der Pflanze wichtig, so viele Feinwurzeln als möglich auszugraben. Bei der Größe des Ausgrabungsdurchmessers, geht man immer vom Kronenumfang des Baumes aus. Nachdem der Umfang bestimmt ist, gräbt man vom Rand her nach unten zur Mitte des Baumes. Dabei sollte man den Wurzelballen so kompakt als möglich erhalten und nicht vollständig von der Originalerde Befreien.

Ist der Boden sehr steinig, was im Gebirge meist vorkommt, so werden die freiliegenden Wurzeln immer mit Wasser begossen. Daher immer genügend Wasser mitnehmenUm einen Baum auch wirklich mit kompaktem Wurzelballen ausgraben zu können, gehört eine gute Ausrüstung dazu. Es nützt weder der Pflanze noch dem Sammler, wenn man nur mit einem Klappspaten in die Berge ziehtAuch muss man für jede Situation das richtige Werkzeug parat haben.

Dazu gehört eine kleine Spitzhacke, ein Zimmermannshammer mit einer abgeflachten Seite, der schon erwähnte Klappspaten, verschiedene scharfe Schneidewerkzeugen wie Gartenschere und Astzange. Denn je sauberer eine Wurzel abgeschnitten wurde, um so schneller geht die Heilung voran. So wie eine Klappsäge mit Reserveklinge, auch ein kleines Peil kann in so mancher Situation hilfreich sein. Im Hochgebirge ist, wegen dem steinigen Untergrund, auch eine Brechstange von Nöten. Hat man das Werkzeug zusammen, darf man nicht auf das Verpackungsmaterial vergessen.

Auch genügend Wasser, für sich selbst, als auch für die Versorgung des Baumes. Das ganze muss aber auch halbwegs mehr oder weniger bequem zu transportieren sein. Dazu gehört ein dementsprechender Wanderrucksack, der mit guten Tragriemen ausgerüstet ist. Für die Sicherheit, wenn man an etwas Steileren Hängen ausgräbt, gehört auch ein SeilAlso, alles in allem jede Menge Ausrüstung, um erfolgreich ausgraben zu können.

Ist ein Baum einmal ausgegraben, so muss man die Wurzeln schnellst möglich vor dem Austrocknen schützen. Am besten eignet sich dafür ein Fließ, dass auch in Baumschulen als Unterlage Verwendung findet. Damit packt man den Wurzelballen gut ein, verschnürt ihn mit einer Schnur und nässt den ganzen Wurzelballen gut an. Das ganze wiederum wird noch in einer Plastikfolie eingepackt, damit das Wasser nicht verdunsten kannHat man kein Fließ zur Verfügung, so ist Sphagnummoos oder Moospolster die im Hochgebirge überall vorkommen ein guter Wasserspeicher und schützt die Wurzeln vorm Austrocknen.

Noch am Ausgrabungsort schneidet man die Äste weg, die man für die spätere Gestaltung auf keinen Fall brauchtDas hilft dem Baum im Frühjahr beim Austrieb kraft zu sparen, da er meist eine Menge seines Wurzelvolumens eingebüßt hatHat man den Baum versorgt, so ist es die Pflicht eines jeden Sammlers, das entstandene Loch so gut als möglich zu verschließen. Gerade im Hochgebirge ist es von größter Wichtigkeit den Hohlraum der durch das Ausgraben entstanden ist so zu stopfen, dass es zu keinem Erdrutsch kommt, wenn es stak regnetAm besten ist es die Grasoberfläche die man vorher sorgfältig abgenommen hat, wieder gut aufzusetzen um eine spätere Bodenkorrosion zu verhindern.

 

Wann sollte man nicht sammeln?

Nicht sammeln sollte man zur falschen Jahreszeit. Oft hört man, das der Bonsaienthusiasmus so weit geht und man im Sommerurlaub bei einer Bergwanderung eine Kiefer oder Lärche ausgräbt, weil man im Herbst dort nicht hinkommtSolche Bäume sind meist zum Tod verurteilt. Aber auch wenn die Jahreszeit passt und man stellt unter der Ausgrabung fest, das die meisten Wurzeln in einem Fels hineingewachsen sind. So ist es für den Baum das Beste ihn auf seinem angestammten Platz zu belassen, denn auch er hätte ohne genügend Wurzeln keine Chance.

Gerade Nadelbäume werden von unerfahrenen Sammlern oft mit fast keinen Wurzeln ausgegraben. Aber gerade diese brauchen unbedingt passend zur Grünmassegenügend Feinwurzeln. Alleine schon um das vorhandene Grün zu versorgen. Auch wenn man sich in einem Baum verschaut hat, aber feststellen muss das der Baum einen mangelnden Gesundheitszustand hat. So geht es dem Baum sicher nicht besser, wenn man ihn ausgräbt. Trotz anschließender Optimalversorgung, wird die Pflanze die Tortur nicht überleben.

In so einem Fall gibt man der Pflanze am Standort die Chance sich zu erholen. Womöglich düngt man mit organischem Dünger und eventuelle Zugaben mit Vitamin B1. Das gleiche gilt bei Bäumen die an einem steilen Hang wachsen. Diese Bäume sollte man in jedenfall stehen lassen, wenn nebenan kein weiterer Baum wächst der mithilft mit seinem Wurzelsystem den Hang zu sichern. Gräbt man solche Bäume aus, so ist damit zu rechnen das späterstens beim verrotten des verbleibenden Wurzelballens ein Teil des Hanges abrutschen kann.

Es werden auch große Bäume für spätere Bonsaigestaltung ausgegraben. Ein erfahrener Sammler bereitet den Baum auf seine Endbestimmung vor. Und zwar indem man die Starken Wurzeln im Frühjahr abtrennt, damit der Baum bis zum nächsten Frühjahr in Stammnähe neue Feinwurzeln ausbildetBei Kiefern und Lärchen kann diese Vorbereitung auch 2 Jahre in Anspruch nehmenEine Pflanze wie Wacholder sollte man in jedem Falle stehen lassen. In der freien Natur bildet der Wacholder sehr lange Wurzeln aus und in Stammnähe befindet sich fast keine Feinwurzelverzweigung. Eigentlich gehen 95% aller ausgegrabenen Wacholder ein.

 

Die Erste Erfahrung sammeln

Ist man im Sammeln von Yamadori noch ohne Erfahrung, so braucht man erst einmal ein Gespür und vor allem ein Gefühl für die Pflanzen die man ausgraben möchte. Darum beginnt man nicht mit den Heikelsten, den Koniferen, sonder fängt mit Laubbäumen an. Auch Kenntnisse über die Eigenart der Bewurzelung verschiedener Baumarten ist wichtig. Ob ein Baum Flachwurzler wie die Berg- oder Schwarzkiefer ist oder eine tiefe Pfahlwurzel wie z. B. die Eiche besitzt.

Auch sollte man über die Beschaffenheit der Wurzen verschiedenster Baumarten Bescheid WissenEs gibt sehr dichtes und feines Wurzelwerk wie beim Ahorn, aber auch ein sehr sperriges, dass  bei einem Weißdorn oder Hartriegel vorkommt. Um wirklich einen Blick dafür zu bekommen welches Wurzelwerk ein Baum haben könnte, kann einem z. B. der Hinweis der Verzweigung liefern. Ist ein Baum oder Busch sperrig verzweigt, so ist das Wurzelsystem meist ebenso.

Also kann man bei den meisten Bäumen anhand der Verzweigung erahnen, welches Wurzelsystem einem beim ausgraben erwartet. Die wichtigste Regel beim sammeln von Yamadori ist, immer mit dem Baum und nicht gegen den Baum zu arbeitenBeachtet man diese Regel so hat man einen ersten Schritt in die richtige Richtung getan.  Auf jeden Fall braucht man, wie auch bei der Bonsaigestaltung, eine große Portion Geduld zum Sammeln von Yamadoris.

 

Wenn man diesen Vortrag mit Ernst verfolgt hat und meint, es wird auch gehen, wenn man sich nicht so gründlich vorbereitetDer ist mit Sicherheit besser beraten, ein Yamadorimaterial zu kaufen.

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