Über die Techniken Ablaktieren und Bohrpfropfung

Wenn es für uns darum geht, unseren Bonsai möglichst optimal heranwachsen zu lassen, dann kommen Techniken wie das Ablaktieren und die Bohrpfropfung zum Einsatz. Durch solche Methoden können unerwünschte natürliche Entwicklungen wie ein unharmonischer Wurzelansatz oder fehlende Stammäste ausgeglichen werden.

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Anleitung

Einsetzen lassen sich diese Techniken bei nahezu sämtlichen Baumsorten. Besonders einfach gelingen solche Eingriffe bei dünnrindigen Bäumen wie Ahorn, Buche, Esche, Apfel oder Platane. Auch Bäume wie Prunus oder Immergrün, die eine dickere Rinde aufweisen, funktionieren diese Techniken, die Ergebnisse lassen nur länger auf sich warten. Während bei den dünnrindigen Bäumen Ergebnisse nach einigen Monaten zu erkennen sind, benötige Immergrüne mehrere Jahre. Verwendet werden für diese Techniken gern die eigenen Äste oder Sämlinge.

Wann sollten die verschiedenen Techniken angewandt werden?
Für das Ablaktieren der Wurzeln bietet sich der Frühling an. Ideal ist der Zeitpunkt, zu dem die größte Kälte vorüber ist und die Bäume noch nicht treiben. Das Ablaktieren der Äste kann im Grunde über das ganze Jahr erfolgen. Ideal ist aber der Zeitpunkt vor dem Austrieb. Bei Laubbäumen ist Anfang Juni ein guter Zeitpunkt, das Ablaktieren sollte dann nach dem ersten Blattschnitt erfolgen.

Für die Bohrpfropfung ist immer ein Zeitpunkt ideal, an dem der Baum keine Blätter trägt. Das kann im März der Fall sein oder auch im Juni nach dem ersten Blattschnitt. Für alle Techniken gilt gemein: Im Winter sollten sie nicht angewendet werden, da der Frost den frischen und offenen Wunden schadet.

Beispiel einer Wurzelablaktierung im März bei einer Platane

Unser vorhandener hat bereits einen schönen Ansatz ausgebildet, aber zwischen zwei dicken Wurzeln hat sich ein unschöner Zwischenraum gebildet. Diesen füllen wir nun mit einer ablaktierten Wurzel. Verwendet haben wir dafür einen einjährigen Platanen-Sämling.

Schritt 1
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Zunächst führen wir zwischen den beiden dicken Wurzeln einen Einschnitt ein, die spätere „Schnittstelle“. Das Kambium müssen wir dabei durchtrennen.

Schritt 2
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Den Sämling schneiden wir an passender Stelle ebenfalls ein, das Kambium muss hier freiliegen. So kann dann beim Zusammenführen Kambium an Kambium gelangen.

Schritt 3
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Den Sämling haben wir in korrekter Position mit Nägeln an die Platane befestigt. Den oberen Zweig des Sämlings lassen wir nun wachsen. Der untere Teil bildet sich zur neuen Wurzel und verdickt sich. Durch den Eingriff bildet sich Kallus, der Sämling wird zum Opferast.

Schritt 4
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Zwei Jahre hat es schließlich gedauert, bis die neue Wurzel komplett eingewachsen und ausreichende Dicke hatte.

Schritt 5
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Hier noch einmal die neue eingewachsene Wurzel. Den Opferast haben wir zu diesem Zeitpunkt schon abgeschnitten.

Beispiel einer Ablaktierung bei einer Steinkirsche (Prunus mahaleb)

Den Eingriff haben wir im Juni nach dem ersten Blattschnitt vorgenommen. Der Stamm unseres Baumes hat über eine größere Fläche keinen seitlichen Ast ausgebildet, sodass wir hier einen neuen Zweig ablaktiert haben. Für diesen Zweck haben wir einen seiner eigenen seitlichen Äste verwendet. Der Prozess bis zu völligen Verwachsung kann bei diesem Baum rund zwei bis drei Jahre dauern

Ergebnis

Hier sehen Sie den erfolgreich eingewachsenen Trieb.

Beispiel einer Bohrpfropfung

Für unsere Bohrpfropfung haben wir einen Fächerahorn (Acer palmatum Arakawa) im Juni verwendet. Der Fächerahorn bildet von sich aus nur sehr wenige seitliche Äste, sodass für ein ansprechendes Gesamtbild etwas Hilfe nötig ist. Wir haben bei unserem Eingriff die eigenen Äste des Baumes verwendet, diese haben wir ein Jahr lang wachsen lassen.

Schritt 1
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Am Anfang der Technik steht das Bohren. Wir bohren mit einer Stärke von etwa vier bis fünf Millimeter durch den Ast hindurch.

Schritt 2
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Nun führen wir den jungen Zweig einfach durch das entstandene Loch hindurch und bedecken die offenen Stellen des Bohrlochs.

Schritt 3
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Nach zwei Jahren zeigt sich uns dieses Ergebnis. Wenn dabei der „auswachsende“ Ast deutlich stärker ausgeprägt ist, als der „hineinwachsende“, dann ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass der Ast sicher eingewachsen ist.

Bohrpfropfung bei einem Feldahorn (Acer campestre)

Wir haben für diese Bohrpfropfung auf einen Sämling zurückgegriffen, da die eigenen Äste des Baums für unsere Technik nicht lang genug ausgefallen sind.

Ergebnis

Hier sehen Sie den erfolgreich eingewachsenen Trieb.

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