Kiefer Pfropfung (Japanisch: Tsugiki) Schritt für Schritt von Josef Burschl

Diese Methode kann bei fast allen immergrünen Gehölzen angewendet werden, mit sehr guten Anwachschancen.Wichtig: Unterlage und Edelreiser müssen jung und kräftig sein. Die Methode funktioniert bei allen immergrünen Arten wie z.B. Kiefer, Tanne, Fichte, Wacholder, Chamaecyparis usw..

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Anzuchtmethoden

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Veredeln
Anleitung
benötigte Arbeitsmaterialien:

1. Sehr scharfes Messer! (Okuliermesser)
2. Veredelungsband
3. Parafilm*
4. Wundverschlusspaste
5. Borstenpinsel (klein)
6. Reiser (Mädchenkiefer)
7. Unterlage (Schwarzkiefer)

BEI WELCHEN SORTEN KANN MAN DAS MACHEN?

Diese Methode kann bei fast allen immergrünen Gehölzen angewendet werden, mit sehr guten Anwachschancen.Wichtig: Unterlage und Edelreiser müssen jung und kräftig sein. Die Methode funktioniert bei allen immergrünen Arten wie z.B. Kiefer, Tanne, Fichte, Wacholder, Chamaecyparis usw..

EIN BEISPIEL

Auf eine heimische Waldkiefer kann man eine Mädchenkiefer, Japanische Schwarzkiefer, Rotkiefer, Schwarzföhre, Zirbelkiefer und Latschenkiefer aufpfropfen. In Extremfällen kann auch chinesischer Wacholder auf eine Thuja veredelt werden.

WARUM MACHT MAN DAS?

Ein Vorteil der Veredelung von Bäumen ist, dass es bei der Aufzucht eines Baumes aus Samen viele Jahre dauert, bis er eine bestimmte Größe erreicht hat. Bei der Veredelung geht das viel schneller. Dabei werden zwei Bäume der gleichen Art zusammengebracht. Da bei der Veredelung nicht immer die gleiche Sorte verwendet werden muss, ist auch eine Umveredelung möglich. Dadurch entstehen neue Pflanzen, die robuster und besser sind.
Ziel der Veredelung in der Bonsaizüchtung ist es, schwach wachsende oder empfindliche Bäume kräftiger, widerstandsfähiger oder besser wachsen zu lassen oder die Eigenschaften oder Stärken von zwei Pflanzen zu kombinieren!

Durch die Veredelung einer Mädchenkiefer auf eine Schwarzkiefer wird diese frostresistenter und kräftiger, außerdem erhält man in der Regel eine kräftigere Nadelfarbe.

WIE SAMMELT MAN DAS REISER?

Die Edelreiser müssen von einer möglichst jungen und gesunden Mutterpflanze stammen. Es sollte dicke Knospen haben, einjährig sein und sich noch in der Ruhephase befinden. Zur Not kannst Du das Reiser einige Tage in einem normalen Kühlschrank aufbewahren.
Dazu wickelst Du die frisch geschnittenen Triebspitzen (Reiser ca. 5 cm lang) vorsichtig in ein feuchtes Küchentuch und steckst das Ganze in eine Plastiktüte. Die Lagerung erfolgt bei 1-2°C (maximale Lagerdauer 1 Monat). Die besten Erfolgsaussichten hat man mit frischen Reisern.

WANN MACHT MAN DAS?

Der optimale Zeitpunkt für das Veredeln ist Anfang April (wenn der Baum austreibt). Notfalls kann auch Ende August veredelt werden, wenn sich der Baum in der Sommerruhe befindet.

WANN SEHE ICH ERSTE ERFOLGE?

Es kann eineinhalb bis zwei Monate dauern, bis die ersten Anzeichen von Wachstum am Edelreis zu sehen sind. Das Veredelungsband sollte mindestens ein Jahr auf der Veredelungsstelle verbleiben, um sicherzustellen, dass Unterlage und Edelreis gut miteinander verwachsen sind.

Schritt 1
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Hier siehst du einen frisch geschnittenen Mädchenkiefer Reiser. Der Reiser sollte nicht zu groß sein, ca. 5 cm genügen.

Schritt 2
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Schritt 3
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Schritt 4
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Am unteren Ende des Reisers schneidest Du einen Keil von ebenfalls 1,5 cm Länge. Dann steckst Du den Reiser gerade in den Einschnitt der Unterlage. Wichtig: Das Kambium des Reisers muss auf das Kambium der Unterlage treffen.

Schritt 5
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Schritt 6
6

Eingewachsenes Edelreis, das Schutzband kann entfernt werden. Die heute verwendeten Veredelungsbänder werden mit der Zeit spröde und zersetzen sich von selbst (nicht UV-beständig). Das Reiser kann durch die weiche Parafolie* durchwachsen (Plastiktüte bzw. Frischhaltefolie muss jedoch regelmäßig ersetzt werden, da das Reiser nicht durchwachsen kann).

Schritt 7
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Der Reiser ist eingewachsen.

Schritt 8
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Bei älteren und dickeren Unterlagen muss zuerst die äußere grobe Rinde entfernt werden. Wichtig: Bei dicker Rinde muss auch die Kambiumschicht durchtrennt werden (also tief genug schneiden).

Schritt 9
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Bei der großen Schnittstelle steckst Du das Reiser schräg hinein (ca. 30° Grad). So hat das Reiser mehr Chancen sich mit dem Kambium der Unterlage zu verbinden.

Schritt 10
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Nach dem Befestigen des Reisers verschließe noch vorhandene Löcher oder Risse mit einer Wundverschlusspaste, um das Eindringen von Fremdkörpern oder Wasser zu verhindern. Dies geschieht am besten mit einem kleinen Borstenpinsel.

Schritt 11
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Hier sieht man einen eingewachsenen Reiser der Mädchenkiefer an einem dicken Ast der Schwarzkiefer.

3 WEITERE BILDER VON TANNEN-, FICHTEN- UND WACHOLDERREISERN.

WIE MAN SIEHT, IST DAS VEREDELN GAR NICHT SO SCHWIERIG UND ZEITAUFWENDIG.

Ich empfehle jedoch, diese Technik an einigen abgeschnittenen Ästen oder Zweigen zu üben, um praktische Erfahrungen zu sammeln und ein Gefühl für die Handhabung des Messers zu bekommen.

* Parafilm ist eine dehnbare, weißlich durchscheinende Verschlussfolie aus etwa 50:50 - Paraffinwachs und Polyolefin (Polyethylen) verhindert Verdunstung.

Siehe auch: