Baumanalyse die genaue Betrachtung der Rohpflanze vor der Gestaltung.

Um einen Rohling der als Yamadori gesammelt wurde, oder von einer Baumschule stammt überhaupt zum Bonsai gestalten zu können, ist es unbedingt erforderlich eine gründliche Baumanalyse vorzunehmen. Natürlich hat man den Rohling schon vorab auf seine Eigenschaften als künftigen Bonsai geprüft, bevor man in gesammelt oder gekauft hat. Die erste vorab Analyse passiert meist auf der Beachtung der Stammbewegung und Verästelung, wenn man sich etwas mehr Zeit nimmt, achtet man auch auf den Wurzelansatz. Dabei ist die Vorauswahl der Rohpflanze ein ganz wichtiger Faktor und man sollte sich wirklich die Zeit nehmen um die ausgewählte Pflanze auf ihre Bonsaitauglichkeit zu prüfen.

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Wichtige Kriterien für eine spätere Bonsaigestaltung sind Gegebenheiten an der Pflanze die sich schwer bis gar nicht ändern lassen

Der Wurzelansatz: Ist ein wichtiger Blickpunkt für die spätere Gestaltung, er sollte auch zur Stammbewegung passen.

Die Bewegung des Stammes: Ein bewegter Stamm verleiht der späteren Gestaltung mehr Charakter als ein gerader Stamm.

Die Äste und die Astverteilung: Ist bei Laubbäumen von nicht so großer Bedeutung, jedoch bei Koniferen ist sie nicht so unwichtig.

 

Hat man sich für die Vorauswahl die Zeit genommen, so wird man bald bemerken das gutes Bonsaimaterial nicht so häufig zu finden ist, weder in der Baumschule noch in der freien Natur.

Wenn man diese vorab Kriterien beachtet, so wird sich mit der Zeit eine qualitativ hochwertigere Bonsaisammlung ergeben als eine quantitative Bonsaisammlung.

 

Vor der Gestaltung, Analyse des Nebari-Wurzelansatz:

Bevor man nun mit der Gestaltung beginnt, ist es sehr wichtig den Baum in seiner Gesamtheit zu kennen, also seine Schwächen und seine Vorteile. Man beginnt mit der Analyse immer von unten nach oben so wie man auch später gestaltet, also vom Wurzelansatz weg.

Meist ist es schon eine zeitlang her da man den Baum ausgegraben oder in der Baumschule erworben hat und daher ist der Wurzelansatz auch meist mit Erde bedeckt. Daher, erst mal den Wurzelansatz freilegen, denn der kann sehr oft für die spätere Vorderseite bestimmend sein.

Dabei ist es nicht immer von Bedeutung die schönste Seite des Wurzelansatzes für die Vorderseitenbestimmung zu wählen, diese sollte man immer im Zusammenhang mit der Stammbewegung in betracht ziehen.

Bespiel: Ein bewegter Stamm deren Bewegung nach links oder rechts ausgeprägt ist, braucht einen Wurzelansatz der den Baum in der Bewegung abstützt in der sich der Stamm neigt und nicht einen in allen Richtungen gleich verteilten Wurzelansatz, denn in der freien Natur bildet ein Baum dort Wurzeln wo er sie braucht, deshalb sollte man auch bei der Bonsaigestaltung auf einen formgerechten Wurzelansatz achten.

Das gleicht trifft auch bei einer gelehnten Form, oder aber auch bei einer Kaskade zu. Diese braucht eben eine ausgeprägte Haltewurzel die den Baum vor dem Abrutschen hindert oder stützt.

In den wenigsten Fällen wird man einen Rohling mit perfekten Wurzelansatz finden, umso wichtiger wird es schon bei der Auswahl des Rohlings auf den Wurzelansatz besonders zu achten. Für die spätere Gestaltung wird es auch wichtig sein, dass der Wurzelansatz zur Stammbewegung passt.

 

Der Stamm:

Ist die Nabarianalyse (Wurzelansatz) abgeschlossen, so bekommt jetzt die Stammbewegung eine Bedeutung für die gestalterische Zukunft. Im besten Fall stimmt das Nebari mit der Stammbewegung zusammen. Ist das Nabari von schlechter Qualität, so ist es wichtig die Aufmerksamkeit auf den Stamm und die spätere Astverteilung zu legen.

Dabei sollte die Stammdynamik eine wichtige Rolle für die spätere Gestaltung haben und kann in den meisten Fällen vom schlechteren Nebari ablenken.

 

 

Die Äste:

Bei einem Laubbaum kann man Äste, die man eventuell für eine Gestaltung braucht, aber leider nicht vorhanden sind, durch Ablacktieren ersetzen. Deshalb kann man auch eine Vorderseite wählen die keine optimale Astanordnung hat. Man kann auch alle zu starken Äste zurücksetzen die nicht zur Stammproportion passen.

Das ist bei den meisten Laubbäumen möglich da durch starken Rückschnitt häufig ein verstärktes Wachstum, auch aus dem Stamm- oder Altholzbereich erfolgt.

Ein Nadelbaum reagiert da schon ganz anders. Abgeschnittene Äste können durch neuen Austrieb meist nicht ersetzt werden. Deshalb ist die Einbeziehung der Äste und Festlegung der Astverteilung wesentlich wichtiger als beim Laubbaum.

 

Jin und Shari:

Mit Jin- und Sharibereiche kann man Blickpunkte setzen die von den negativen Bereichen des Baumes ablenken, oder einer Stammbewegung mehr Dynamik gibt. Es ist aber wichtig solche Akzente mit bedacht einzusetzen, denn ein Jin oder Shari auf der falschen Stelle kann genau das gewünschte Gegenteil erzeugen.

 

Hier ein Beispiel an einer Eibe, der Jin-Sharibereich wurde gut in den Blickpunkt gesetzt.

Abschließend ist zu sagen dass eine genaue Baumanalyse immer die Voraussetzung für eine gute Bonsaigestaltung sein sollte. Nur wenn man einen Bonsaikandidaten gründlich kennt, also seine positiven als auch negativen Seiten, wird die Gestaltung gelingen.

Darum sollte man sich viel Zeit mit dem studieren der Pflanze nehmen und erst dann beginnen wenn man sich seiner Sache ganz sicher ist. Manches mal kann auch eine Skizze helfen die Vorstellung zu unterstützen, man sollte sich aber nicht absolut festlegen, denn es ist für die Gestaltung wichtig die Gesundheit der Pflanze im Vordergrund zu stellen.

Für eine künftig gute Bonsaigestaltung ist es von Bedeutung dass man sich die Eigenheiten eines Baumes zu nutze macht und nicht gegen seine natürliche Anlage gestaltet. Eine gegen die natürlichen Anlagen gerichtete Gestaltung wird immer unnatürlich aussehen. Man sollte sich den gestalteten Baum auch in seiner natürlichen Umgebung vorstellen können.

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